Die See ist der letzte freie Ort der Welt – nach Ernest Hemingway, dem berühmten Schriftsteller und Abenteurer. Doch dies ist offensichtlich nicht mehr der Fall. Blauwasser-Segler und Liveaboards werden überall auf der Welt von behördlichen Notstandsbestimmungen überrascht, bei denen Häfen geschlossen werden und andere drastische Maßnahmen die Bewegungsfreiheit eingrenzen.

Eine unsichere Situation

Viele sind in exotischen Orten gestrandet, an denen die außergewöhnlichen Maßnahmen teils eher unberechenbar sind und sich oft auf täglicher Basis ändern. Andere, wie Tilly und Klaus, scheinen derzeit mehr Glück zu haben. Sie befinden sich in Langkawi beim Royal Langkawi Yacht Club in Kuah, wo sie vermutlich bis mindestens zum 14. April werden bleiben müssen, nach der malaiischen “Movement Control Order”. Dennoch schreibt Klaus: “Hier ist alles sehr ruhig, fast alles hat geschlossen bis auf die Supermärkte. Das Segeln in malaiischen Gewässern ist jetzt offiziell verboten, dennoch könnte man wohl theoretisch auslaufen und fortsegeln. Sofern man gültige Visa besitzt kann man bleiben, aber Fremde werden ab sofort gar nicht mehr ins Land gelassen. Viele Yachten liegen hier auch vor Anker, was offenbar kein Problem ist.”

Unsichere Situation in Corona-Zeiten

Informationen für Blauwassersegler auf “noonsite.com”

Blauwassersegeln während Corona Zeiten

Blauwasser- und Weltumsegler sind normalerweise gut darin, sich auf veränderte Umstände einzustellen. Ursprünglich wollten Tilly und Klaus mit ihrer schönen Jongert-Ketsch ‘Lapita’ nach Phuket segeln und dort unser Loft von Rolly Tasker Sails besuchen und sich dabei von uns einen neuen Satz Segel machen lassen. Das wird jetzt wohl warten müssen, aber Klaus sagt: “Wir sind froh, dass wir an einem sicheren und nicht zu teuren Ort sind, wo wir, wenn es ganz heftig kommt, das Schiff lassen können bis sich alles wieder beruhigt hat. Wir informieren uns fortlaufend auf “noonsite.com” und sehen dabei, dass viele andere in einer weitaus schwierigeren Position sind; vor allem, sofern sie gerade im Südpazifik unterwegs waren. Die eine Sache, die uns beunruhigt ist, dass unsere Visa irgendwann auslaufen, aber das liegt noch in der Zukunft…” Folge Tilly & Klaus auf https://lapita.travel.blog/

Weltumsegler Jon Sanders in St Maarten

In der Zwischenzeit ist der australische Weltumsegler Jon Sanders auf St. Maarten in der Karibik angekommen, nachdem er fast 12.000 Seemeilen unterwegs war. Das ist ungefähr die halbe Strecke seiner geplanten Weltumsegelung. Aus St. Maarten schreibt Jon: “Wow. Dies könnte teuer werden. Ich könnte zwar auslaufen, aber es gibt keinen Ort, keine andere Insel zu der ich könnte. Muss vermutlich nach Panama segeln und mich dann dort zwei Wochen in Quarantäne begeben. Das wäre für mich OK, aber die Situation ändert sich ja so schnell.“

Weltumsegler Jon Sanders

Vorgeschriebene Quarantäne

Es sieht so aus als könne man COVID-19 nirgends mehr entkommen. Falls Jon aus St. Maarten auslaufen und seine Reise fortsetzen kann, wird er sich zwei Wochen in Quarantäne begeben müssen, bevor er den Panamakanal durchqueren kann. Derzeit sieht es auch so aus, als würde er diese zwei Wochen Quarantäne in jedem der vier eingeplanten Häfen im Pazifik einhalten müssen, bevor er zur Ostküste Australiens kommt. Und dort wird er dann unter Umständen erneut eine Quarantäne in jedem einzelnen australischen Staat einhalten müssen, während er sich bis Fremantle arbeitet. Die Situation ist herausfordernd, um es milde zu sagen.

Saisonzeiten verpassen

Nicht nur im Falle von Jon gibt es unter Seglern zunehmend Sorgen, die richtigen Saisonzeiten zu verpassen und am Ende wegen behördlicher Vorschriften zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Jon schreibt dazu: “Wenn ich in Panama auslaufe kann ich in französisch Polynesien einen Stopp einlegen. Eine andere Option wären die Cook Islands oder Neuseeland. Oder Australien. Was am Ende auch immer die Route sein wird, ich muss den Hurrikan-Zeiten ausweichen. Vor zweieinhalb Jahren gab es hier auf St. Maarten und in den BVI unglaubliche Zerstörungen, in dieser Lagune liegen immer noch gesunkene Yachten von dem Hurrikan.“ Folge Jon auf www.jonsanders.com.

Sailing Yacht Florence – Amy und Matt

Amy and Matt

Das englische Blauwasser-Paar hatte Glück und konnte noch einen kompletten Satz neuer Segel bei Rolly Tasker Sails in Phuket bekommen, gerade eben bevor die Corona Krise das Leben fast aller Menschen einfror. Nun sind die beiden mit ihrer Oyster 37 in Indonesien, erlebten aber auch dort einige aufreibende Momente. “Vor zwei Wochen, bevor hier in Südostasien alles wirklich ernst wurde, wurden wir von einem nervösen Quarantäne-Team in einem leeren Lagerschuppen in Aceh getestet, wo wir aus Thailand kommend gerade eingelaufen waren. Da wir gesund waren, bekamen wir die Erlaubnis, in Indonesien zu bleiben.”

Geschlossener Hafen

“Tage später wurde der Hafen von Sabang, wo wir lagen, auf Anweisung der Regierung geschlossen. Damit wurden wir und viele andere dazu gezwungen, den sicheren Hafen und die Provinz Aceh zu verlassen. Glücklicherweise gab man uns 24 Stunden Zeit, um uns zu verproviantieren – für eine 300-Meilen Reise aus der Provinz heraus, gegen Wind und Strömung. Es waren anstrengende und angespannte vier Nächte auf See, während wir nur unglaublich langsam vorankamen und dabei unter Bedingungen segelten, die wir normalerweise am Anker oder im Hafen abwarten würden. Während wir an einer Insel vorbei segelten hatten wir kurzzeitig eine Internetverbindung und es machte uns noch mehr Sorgen zu hören, dass nun alle Länder um uns herum ihre Grenzen geschlossen hatten, womit unsere Optionen immer weniger wurden.”

Isoliertes Ankern

“Wo wir für wie lange willkommen sein werden wird immer unklarer. Es scheint als würde man uns in dieser Provinz von Indonesien weiterhin dulden, aber wir halten uns so gut es geht an einsame Buchten und unbewohnte Inseln. Wenn der Anker einmal liegt können wir viel besser über unsere Situation nachdenken. Wir sind sicher, Florence ist sicher, unsere Visa haben noch eine Gültigkeit von eineinhalb Monaten und wir sich verproviantiert, um einen Ozean überqueren zu können. Wir sind derzeit sehr geübt in unserer selbstgewählten Isolation.” Folge Amy und Matt auf ihrem Youtube Channel

Isoliertes Ankern in einer Bucht während Corona

Trans-Ocean: Regelmäßige Updates auf Deutsch

Regelmäßige Updates über die sich rasch verändernde Situation für Langfahrtsegler in aller Welt finden sich auf der Internetseite von Trans-Ocean: trans-ocean.org. Trans-Ocean unterhält ein weltumspannendes Netz von Stützpunkten, die Mitgliedsyachten Hilfe und Unterstützung anbieten und die jeweils örtliche Situation genau beobachten und kommunizieren.

Take care and enjoy!

Wir alle bei Rolly Tasker Sails wünschen Euch dort draußen, wo auch immer Ihr gerade seien mögt, von ganzem Herzen das Beste: Nehmt Euch in acht und genießt dabei hoffentlich immer noch das Leben an Bord. Bis sich die Zeiten wieder ändern und die Meere, sowie die Häfen und Inseln darin, endlich wieder freie Orte sind!